Erzählungen

 

Das Ende einer Stadt  

                   

 

In Misanthropa herrschte dauernde Unruhe... Es gab keine Ordnung in den Familien, Kneipen, Arbeitsplätzen, allgemeinen menschlichen Beziehungen. Man nannte viele Gründe dafür, aber niemand glaubte an die Prophetie eines Misanthropaners:

"Unsere Stadt wird Opfer des Horoskops."

In diesem Jahr haben die Astrologen ein neues Horoskop gestellt, in dem es schwarz auf weiß stand, dass neugeborene Kinder behindert sein würden... Die letzte Nachricht brachte einen kolossalen Rückgang der Geburtenzahlen, es wurde kein Risiko eingegangen. Monate danach kamen wieder keine guten Meldungen aus dem Horoskop. Man hatte ein neues Horoskop für das kommende Jahr gestellt - und die Stadt geriet in Panik:

"Die Heirat zwischen Löwe und Krebs wird nur drei Tage andauern...',

'Schütze und Skorpion werden niemals miteinander glücklich sein...",

"In der Hochzeitsnacht von Jungfrau und Fisch wird einer sterben..."

Die Heiratsanträge gingen erheblich zurück. Die Misanthropaner warteten ungeduldig auf das Erscheinen der neuen Nachrichten:

"Am Montag dürfen Stiere nicht draußen spazieren gehen..",

 "Am Dienstag ist das Unfallrisiko für Waagen besonders hoch...",

 "Mittwochs werden Zwillinge angegriffen..."

Misanthropa glich fast einer Geisterstadt. Es wurde auch geweissagt, dass ein frisch gewähltes Parlament bald Hunger und Not über die Stadt bringen werde... Die Bevölkerung der Stadt griff das Parlamentsgebäude an, die Schlacht tobte zwei Tage lang, es gab viele Opfer. In der Tagesordnung stand eine offene Frage: Sein oder nicht sein?

Die Misanthropaner suchten immer noch Rettung in den Horoskopen. "Der Fehler liegt in unseren mangelnden Horoskopkenntnissen", sagten sie und versuchten, der Zukunft mit besseren Kenntnissen zu begegnen. In den Schulen ließ man Astrologie lehren. Das nächste Jahr brachte auch keine Wende. "Die Lebensmittel in den Supermärkten werden tödlich vergiftet sein", war deutlich zu lesen. Wer würde noch in Geschäften einkaufen?... In der Stadt brachen Hunger und eine Cholera-Epidemie aus. Viele wurden hingerafft... Aber die größte Prüfung stand noch bevor: In der Silvesternacht sollte die Bevölkerung der Stadt um die Hälfte weniger werden, so meldete ein frisch erstelltes Horoskop. Doch es begann ein bisschen früher; viele konnten nicht so lang auf ihren Tod warten und starben im Voraus. Es wurden unzählige Fälle von Herzattacken gemeldet. In Misanthropa wurden drei Tage Trauer angeordnet. Etwas später wurde abends im staatlichen Fernsehen berichtet:

"Das Horoskopzentrum hat uns mitgeteilt, dass es in einem Monat so weit sei: In Misanthropa ist ein großes Erdbeben zu erwarten; unsere schöne Stadt wird völlig vernichtet."

Die Einwohner fingen an, die Stadt zu verlassen…  Nach einem Monat lebte kein einziger Mensch in Misanthropa, die Stadt lag völlig ausgestorben…

In den Horoskopen wurde nie mehr ein Wort über Misanthropa verloren.

 

 

 

 

King of Twilight

 

Es waren ganz bestimmt die verrücktesten Partys aller Zeiten. Die Partys in der weißen Villa am Stadtrand. Jeden Tag um Mitternacht ging´ s damit los, man wurde zu Hause mit dem Taxi abgeholt. Es genügte, nur ein einziges Mal dort gewesen zu sein und man stand permanent auf der Einladungsliste.

Mir bleibt bis heute ein Rätsel, nach welchen Kriterien die Leute ausgesucht wurden, dort traf ich die Menschen aus jeder  Generation. Die erste Einladung fand ich in meinem Briefkasten an einem langweiligen Sonntag und seitdem besuchte ich diese wilden Partys so oft, wie ich nur konnte.

Es war eine Jugendstillvilla mit sehr feinem Geschmack eingerichtet und jedes Zimmer im Erdgeschoss für die Partys umgebaut. Man kam und war sofort mittendrin im Geschehen, es wurde wild und exstatisch gefeiert, Getränke und Drogen aller Art lagen an jeder Ecke, die MDMA Pillen wurden auf goldenen Tabletts gereicht. Die Menschen kommunizierten nicht miteinander, es war immer eine sehr coole und abgehobene Stimmung, es wurden auch keine Fragen gestellt und schon gar nichts geantwortet. Die Gäste tanzten, koksten, kifften, liebten einander, direkt vor den Augen der Anderen. Die Grenzen zwischen Mann und Frau verwischten sich. Es kam oft zu Orgien. Sie waren bereit, es mit Jedem und Jeder zu treiben, es gab keine Hemmungen und keine Scham. Man fühlte sich glücklich und frei. Die Musik, meist erhebend, treibend und energiegeladen kam von den Wänden, Decken und aus dem Fußboden. Von überall her. Es gab dort keine herkömmlichen Musikboxen und ich habe dort auch niemals einen DJ gesehen.

Jede Nacht war anders, stets eine perfekt inszenierte Show in vielen verschiedenen Farblichtern. Nur die Morgendämmerung verlief immer exakt nach dem gleichen Schema: Der Gastgeber kam!!! Es war die Stunde des Zwielichts! In der Mitte der Feier. Das war seine Stunde und das zeigte er auch entsprechend: Er kam immer auf dem Pferd, und immer unter der gleichen Musik. Das Stück hieß „King Of Twilight“ von „Nektar“, dieser Progrock–Band aus den glorreichen Siebzigern. Ein bombastisch rockiger Song mit unglaublicher Dramatik. Und so nannte er sich auch, „King Of Twilight“. Er kam unter Konfetti-Regen, im Hintergrund verstärkt durch á capella Gesang von Händels „Messias“,  mit Halleluja, Halleluja....  Die Menschen, egal ob alt oder jung, applaudierten heftig, Frauen kreischten und weinten, es war ein Emotionsausbruch ohne seinesgleichen. Er stellte eine Mischung von Elvis Presley und Roy Orbison dar, war aber schlanker und strahlte eine dankbare Traurigkeit aus, die kaum zu überbieten war. Stets hatte er hautenge Schlangehautanzüge in hunderten von Variationen an. Jedes Mal explodierte Freude auf seinem Gesicht, er gab allen Liebe und Lächeln, wurde selbst wie Gott gefeiert. Es war ein Feuerwerk der Gefühle und der Sinne. Sein Wunsch war es, so dekadent, ausgiebig und heftig zu feiern, wie die Welt es noch nicht gesehen hatte, sodass man zum Schluss Taxis rief, um die ermatteten Körper der Gäste transportieren zu lassen. Selbstverständlich ging die Rechnung aufs Haus. Ich wurde, ebenfalls wie die Anderen, oft besinnungslos  und völlig stoned nach Hause gebracht.

Auf den Partys fragte niemand, wieso, weshalb und warum. Alles passierte einfach. Mann und Frau machten einfach mit. Es waren die seligen Stunden des Sich-Selbst- Vergessens. Wir hatten die Chance und nutzten sie auch ausführlich.  Erst wenn der Rausch vorbei war, tauchten die Fragen auf. Da war man aber bereits zu Hause und wen hätte man dort fragen können?

Der King kam, sah, dass alle glücklich und versorgt waren und ging wieder, hatte nie ein Mädchen oder irgendwelche Drogen angefasst. Beim Abgang hinterließ er heulende Menschen, ganz besonders die weiblichen, denn er brachte solch eine gewaltige Strömung der Energie mit sich, dass Frauen und Männer einfach nicht bereit waren, auf dieses unglaubliche Phänomen so schnell wieder zu verzichten. Ich heulte genauso wild wie die Anderen, mir war einfach danach und es kümmerte mich einen Dreck, warum ich das tat, war einfach froh, dazu zu gehören. Jedes Mal, wenn er unter den Gästen Kinder sah, sagte er zu uns ins Mikro, „bringt mehr Kinder, ihrer sei die Zukunft!“ Und das taten die begeisterten  Eltern auch.

Man wusste nicht viel über den King und es gab keine Chance irgendetwas über ihn zu erfahren. Fragen wurden strikt nicht beantwortet. Ich hatte das Gefühl, dass nicht einmal seine Leute eine Ahnung hatten, was hier eigentlich vor sich ging. Man war wie hypnotisiert. Nur im nüchternen Zustand fragte ich mich, ob das alles echt war und hatte gewiss keine Antwort. Nachts aber gab ich mich genauso exstatisch hin wie die anderen. Erstaunlich war es, dass auf den Partys keine Freundschaften oder gar Bekanntschaften entstanden sind. Man ist auch niemandem irgendwo außerhalb zufällig begegnet, nur auf diesen Partys. Dort aber erlaubte die überdimensionale Lautstärke der Musik kein normales Gespräch. Es war ein perfekt organisierter Trip ohne Ende. Die ganze Welt schien dort willkommen zu sein. Einmal dort, hieß es, immer dort. Es war ein Fest der Denk- und Sorglosigkeit, der Ekstase und Leidenschaft.

Dann hörte ich eine Weile nichts mehr von dem King. Ich kriegte keine Einladungen mehr und ohne Einladung hatte man keinen Eintritt. Ich war traurig und nicht bereit auf diese Ereignisse so rasch und unvorbereitet zu verzichten. Hatte ich etwas falsch gemacht oder wollten sie mich nicht mehr? Diese Gedanken gingen mir nicht aus dem Kopf. Ich vermisste diese wilden Eskapaden der verrücktesten Art so sehr... Ja, ich war süchtig danach. Ich ging einige Male hin und sah nur die Villa ohne Licht und ohne Menschen. Schon wieder gab es null Chance etwas in Erfahrung zu bringen.

Eines Tages aber fand ich endlich wieder eine Einladung in meinem Briefkasten und ich ging mit besonderer Vorfreude in die Villa. Es war brechend voll! Es wurde gefeiert wie in den alten Zeiten, fett und kompromisslos. Es war eine Feier der speziellen Art. Den Glückshormonen fehlten nur wenig und sie würden vielleicht für immer ausgebrannt. Wir warteten alle gebannt auf seinen Auftritt, hatten ihn alle irrsinnig vermisst. Den King! Als die Stunde des Zwielichts kam, wurde die Spannung zur Qual, ich registrierte einige Herzanfälle, die Mädchen fielen reihenweise in Ohnmacht... Zu unserer aller Überraschung kam er tot in einem pinkfarbenen Sarg. Natürlich dachten wir alle an einen Joke, aber es war leider keiner und wir folgten ihm bis zum Friedhof. Es war wie bei einer Technoparade. Ja, das war seine Beerdigung, die zu einer pompösen Feier wurde. Der King war tot!!! Es soll sein letzter Wunsch gewesen sein, flüsterte man in der Menge, bei seiner Bestattung so fett und wild zu feiern, wie es die Welt noch nie erlebt hatte. Und das taten wir Hinterbliebenen auch, man fühlte sich nun wie eine Familie und gab alles, wozu man imstande war, Mann und Frau gaben einander Liebe, küssten und umarmten  einander, weinten, dass der King tot war. Seine Leibwächter passten auf, dass Niemandem etwas passierte, sie übernahmen den ganzen Job, ich sah dort keinen einzigen Polizisten und es gab keine Zwischenfälle. Drei Tage lang feierten wir auf dem Friedhof, bis zur totalen Erschöpfung....

Ich brauchte danach Wochen, um wieder zu mir zu finden. Als es endlich so weit war, ging ich wieder zu der Villa, in der Hoffnung, irgendetwas über den King zu erfahren. Die Villa aber stand nicht mehr da, sie war abgerissen und keiner der Nachbarn war imstande, nur ein einziges Wort über diese Geschichte zu verlieren. Man wusste einfach von nichts!

 

Zwei Jahre später als ich für eine Tageszeitung über diese Geschichte recherchierte, erfuhr ich einiges über diesen ungewöhnlichen Menschen: Der King war in Wahrheit ein gescheiterter krebskranker Geschäftsmann, der Millionen für Millionen auf Kredit nahm, um die Menschen glücklich zu machen und seine letzen Monate zusammen mit ihnen zu feiern. Auf dieser Weise wollte er dahinscheiden. Sein Schuldenberg betrug zu seinem Tode mehrere Millionen Dollar. Das Geld wurde nur für die Feste ausgegeben. Es war einfach unfassbar! Als ich seinen Ex-Presseattaché traf, sagte er mir lächelnd zweideutig, man sterbe mehrere Male im Leben und zwinkerte mit dem rechten Auge.

 

Seitdem weiß ich, dass es noch lange nicht vorbei ist, dass ich irgendwann mal wieder diese Einladung bekommen werde, mit dem exakt denselben Text, den ich monatelang erfreut und beglückt im Treppenhaus stehend las:

 

Lieber Freund! Es gibt noch ein anderes paralleles Leben zu deinem öden und  sorgengeplagten Alltag. Es ist hier, ganz in der Nähe, bei mir, komm und feiere ausgiebig, erlebe Liebe und Ekstase. Heute Abend um Mitternacht erwarte ich dich. Die Welt gehört Dir, auch Du darfst Nutzen haben von der unglaublichen Entwicklung der Menschheit. Das Leben gehört allen! Heute Abend. Ich warte!

 

 

 

 

Krieg und Musik

                  

Irgendwo.

In absehbarer Zeit... oder sogar heute?

Ganz in der Nähe.

Oder bei uns.

 

Irgendwo in der Ferne explodierten die Bomben, am Horizont senkte sich die Sonne in den hellblauen Gebirgen, es war das Abendroth. Die Zeit aber hatte an Wert verloren, so wie der Tag oder Nacht, Sonne, Mond und jedes einzelne Leben...

Es herrschte Krieg!

Die Soldaten auf dem Feld versteckten sich hinter den bejahrten Bäumen und warteten auf den Befehl des Kommandeurs, das vor ihnen liegende bereits verwüstete Dorf, wo der Feind zu vermuten war, anzugreifen. Ein einziges Wort und der Schlacht stand nichts mehr im Wege.

Noch aber lag eine übel anmutende, grausame Stille über dem Feld...

 

Das kleine Stück Land, für welches sich die Menschen gegenseitig bekämpften, war von ihren Körpern belastet, von ihrem Blut eingeweicht, von ihrer Frechheit erzürnt.

Irgendwo lauerte schon der Tod.

Es dunkelte...

Die Stille hatte noch alle im Griff, als eine böse Stille, die mit ihrer Grausamkeit lärmte. Ein paar duzend Soldaten starrten zu ihrem harten Kommandeur, der beim Feind als „erbarmungslos“ galt und sich so einen Namen gemacht hatte. Ein einziges Wort von ihm würde das Aus für diese trügerische Ruhe bedeuten. Der Kommandeur aber war ganz in Gedanken vertieft und blickte auf das Dorf. Sein Gesichtsausdruck sagte seinen Soldaten, dass er etwas bemerkt hatte, was die anderen noch nicht zu bemerken schienen. Die Soldaten zuckten mit den Achseln und fragten sich, was mit ihm wohl los wäre, wieso er keinen Angriffsbefehl gab und so abwesend wirkte.

Etwas war anders als zuvor. Eine Veränderung war eingetreten. Die Ruhe vor dem Sturm war bereits gestört.

Langsam merkten dies auch die Soldaten, ihre Ohren nahmen es allmählich war:

In der Luft war etwas zu hören...

 

Von dem zerstörten Dorf kam eine immer laut werdende Musik:

„All You Need Is Love!”

Die Musik tobte.

 

Ein Schock bei den Soldaten. Jeder schaute auf den Kommandeur, wie kleine Kinder, die Schusswaffe in den Händen hielten und nicht mehr wussten, wozu?

Der Kommandeur stand wie gelähmt da und versuchte, ja er zwang sich das Zeichen zum Angriff zu geben, doch er schien nicht mehr Herr über sich zu sein. Die Klänge der Musik hatten ihn fest im Griff, seine Gedanken drehten sich jetzt um seine Familie, seine Kinder, sogar um die Kinder jener Männer, die in dem vor ihnen liegenden Dorf eingekesselt und dem Tod so gut wie ausgeliefert waren...

 

„Dieses Lied war einst gegen den Vietnamkrieg gerichtet!“ Flüsterte jemand.

Die Demagogie eines Irren machte die gestrigen Brüder zu Erzfeinden.

„Give peace a chance!“ Gab John Lennon nicht auf.

Wie fern diese Worte vor kurzem noch klangen!? Und nun ist die Zeit gekommen, in der du deren Schmerz und Bedeutung am eigenen Leib spürst.

Auch zu dir kam der KRIEG!

Nun bist du auch ein Teil davon!

Atemlos schauten die schwerbewaffneten und erschöpften Soldaten auf das Dorf, das sich jetzt zu einer riesigen Konzertbühne gewandelt hatte und die jungen Männer auf eine harte Probe stellte.

 

„Wofür kämpfen wir eigentlich???“

Mit fragenden Augen starrten die Soldaten sich gegenseitig an.

Aus der Ferne waren noch Explosionen zu hören...

Wer aber hörte sie noch?

 

Und plötzlich war die Stille wieder da. Die Musik hatte aufgehört zu spielen. Es war ein Gefühl, als hätte man aus dem Körper die lebenswichtigen Organe herausgerissen. Die Soldaten waren erstarrt und völlig ihrem Schicksal ausgeliefert.

War es vorbei? War es das jetzt?

Wie würde sich der Kommandeur entscheiden?

 

Es dauerte nur eine Weile bis die Musik wieder da war, und zwar so, dass niemand ihr Anfangen spürte, weil sie vom Geschehen unzertrennlich war, ein scheinbar fester Bestandteil von allem, so wie Wasser, Feuer, Erde und Luft eine Einheit bilden. Die Musik war von niemandem und nichts zu trennen.

Eine Klaviersonate von Rachmaninow...

Bei diesen magischen Klängen schwelgten die Männer in Erinnerungen, mit den Eltern, Frauen, Kinder...

Der Kommandeur kniete betroffen nieder und die Soldaten sahen Tränen in seinen Augen.

War das ein absichtlich ausgewählter Musikmix? Oder kam sie aus dem Himmel? Oder war es gar die Halluzination der hier anwesenden Menschen?

Die Musik hatte die Männer voll in Besitz genommen und spielte zugleich die Rolle eines Vermittlers zwischen beiden Lagern.

„Sagt einfach NEIN! Schießt nicht und tötet nicht! Bitte!“

Diese Botschaft schallte wie ein Echo durch die Luft.

BITTE!!!

 

Es spielten auserwählte Musikstücke von Mozart, Bach, Vivaldi...

Man fühlte eine bis dahin noch nicht erlebte Nähe zur Natur, die Einigkeit mit ihr. Die Töne streichelten und liebkosten jeden. Ein Baum abzuhacken würde einer Todsünde gleichkommen.

Welch eine unvorstellbare Utopie wäre es, jetzt das Dorf anzugreifen und Menschenleben auszulöschen!?

Wofür???

Es hatte überhaupt keine Bedeutung mehr wer Recht und wer Unrecht in diesem Krieg hatte, jeder Krieg ist Unrecht!

 

Die Musik wollte nicht mehr aufhören.

Oder vielleicht hatte sie schon längst aufgehört zu spielen, aber jeder hörte sie trotzdem, im Kopf, in seiner Erinnerung, im Herzen, es war jedem verdammt zu schade, sie enden und aufgeben zu müssen.

Und sie setzte sich immer und immer wieder fort...

 

 

 

 

 

Crazy!-Weiss er das?

 

 

 

Im Land herrscht Napoleon der 18. Ein kleines dickliches Kind, das eine sehr hohe Stimme hat und kaum spricht. Zwei alte Herren im Smoking mit Schleife sind seine Berater. Es wird gemunkelt, dass sie die eigentliche Macht haben.

Bei jeder Entscheidung fragen sie einander über Napoleon hinweg:

„Und? Weiß er das?“

„Ich glaube nicht...“

Und sie kichern wie alte Weiber.

Napoleon hat ein Handy, das größer ist als er selbst. Über dieses Handy kommuniziert er mit den alten Herren, die sich ständig im Vorraum des kleinen Königs verweilen. Den Napoleon hat noch nie jemand zu Gesicht bekommen. Und er hat den Palast noch nie verlassen. Das Volk aber ist langsam unruhig und erwartet das Wort von ihm. Er muss es einfach sagen.

Das Wort!

„Und? Weiß er das?“

„Ich glaube nicht...“

Die Herren kichern wieder und bringen Napoleon das Mittagessen:

Es ist ein Braten in brauner Sause mit vielen Schweineohren (des Königs Lieblings Mittagessen).

 

Götz Schimanovski (ein ehemaliger Polizeikommissar) hat seine Familie verlassen, um die Wahrheit zu suchen. Und die Wahrheit kann man nur bei Napoleon finden, er muss es einfach wissen. Schimanovski hat eine lange Reise vor sich, aber er ist sehr zuversichtlich, dass er die Hauptstadt erreichen wird. Oben ohne, unten Balletttänzerhose. Seine Töchter weinten vor seiner Abreise. Schimanovski findet in letzter Zeit allein im Ballett-Tanz den Sinn des Lebens und der Tanz wird ihm zum Napoleon führen, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, von Strasse zu Strasse.

Die Stimmung im Land wird immer unruhiger. Merkwürdige Dinge passieren im Königreich Napoleons. Man fühlt sich irgendwie wie schutzlos. Keiner weiß es, wie es weiter gehen soll.

Vielleicht Napoleon?

„Meinst du, dass er es wirklich weiß?“

„Ich glaube nicht!“

Die alten Herren kichern weiter, Napoleon schreit mir sehr höher Stimme:

„Meeeeeee…“

Die nächste Schreckensmeldung erreicht den königlichen Palast:

Eine Tragödie passiert so eben in der Börsenzentrale der Stadt.

So schildern es die Augenzeugen:

Es war eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag; die Börsenmakler, allesamt in feinen Anzügen angezogen, waren wie immer nervös, brüllten und brüllten, um mehr Gewinne zu machen. Die Geschäfte liefen blendend, so blendend, dass es vielen sogar Angst machte, das würde nicht mehr gut gehen. Als eine Gruppe der Börsianer mit übervollem Bauch darüber diskutierte, schrie jemand sehr laut:

„Das ist doch… Scheiße!!!“

Und zeigte zur Decke des Gebäudes. Und das war es wirklich: Die frische Scheiße floss von der Decke unaufhörlich. Bis das ganze Gebäude randvoll war. Es ging alles sehr schnell. Niemand soll überlebt haben. Alle ertranken in der Scheiße.

Es wird nach Leichen der rund 1000 Männer gesucht. Bis jetzt ohne Erfolg.

„Und? Sollen wir es Napoleon sagen?“

„Ich glaube nicht!“

Die alten Herren kichern immer noch wie zwei alte Weiber und gucken aus dem Guckloch, was Napoleon so treibt.

„Er spielt mit seinem Handy“:

„Das ist gut so“.

Wieder kichern…

 

Die Menge möchte sich vor dem Palast versammeln.

So etwas gab ´s noch nie. Ist das vielleicht ein Aufstand? Revolte? Gar eine Revolution?

„Meeeeee“ – Schreit Napoleon.

Die alten Herren schauen aus dem Fenster und fragen sich:

„Ob er das ahnt?“

„Ich glaube nicht“.

Sie kichern wieder.

„Die Tante des Königs ist da!“

Verkündet ein Palastdiener in Barockkleidung und mit einer Lanze.

Eine etwas zierliche Frau kommt herein und bittet um eine Audienz bei seiner Majestät.

„Napoleon isst gerade“, sagt einer von den alten Herren, die eigentlich wie zwei Zwillinge aussehen.

„Jedes mal, wenn ich komme, isst er. Wie viel kann man schließlich essen!?“

Die Tante ist erzürnt.

„So viel er möchte!“

Die Herren kichern wieder.

„Schließlich ist er ein König!“

„Unser König!“

„Ja, unser aller König!“

„Und ein guter König!“

„Ein sehr guter König!“

Sie ersticken beinah im Lachen.

Die Tante geht unzufrieden und meckert vor sich hin.

 

Auch die Polizeizentrale der Stadt hat etwas sehr beunruhigendes festgestellt:

Der Fluss der Stadt (oft als Wahrzeichen der Stadt beschrieben) wird immer weißer und es verbreitet sich ein seltsam knoblauchartiger Geruch in der Luft. Man rätselt und rätselt, will die Panik in der Bevölkerung vermeiden, die schon so wie so sehr nervös ist.

Doch lange kann man die Wahrheit nicht mehr verstecken:

„Ist es das, was ich denke?“

Fragt der erschrockene  sehr magere Polizeipräsident.

Seine Untergebenen bejahen.

„Also… ist es… Tzatziki!?“

„Jawohl Herr Präsident. Das ist es.“

„Das ist gar nicht gut… Es wird Unruhen geben… Mein Gott! Bei so viel Tzatziki…“

Die Polizei ist machtlos.

Und Tzatziki läuft und läuft. Es werden Fälle gemeldet, dass einige Bürger des Königreichs die weiße Flüssigkeit mit Eimern nach Hause nehmen und Tzatziki Orgien machen. Eine Tzatzikigesellschaft wird gegründet. Man spricht von der Tzatzikirevolution.

Die Hauptstadt beginnt nach Knoblauch zu riechen.

 

„Sollen wir es ihm sagen?“

„Warum sollten wir, es geht ihm doch gut?“

Die alten Herren im Smoking sagen dem König nichts und kichern weiter.

„Ich habe Tzatziki immer gehasst!“

„Na ich doch auch!?“

Kichern ohne Rücksicht auf die Geschehnisse.

„Eine ekelerregendere Erfindung!“

„Aber wir sind hier sicher!“

Napoleon wünscht sich Tee mit Gebäck.

„Meeeeeee….“

Im königlichen Palast wird es ein Befehl gegeben, alles, was an Knoblauch erinnert, zu entfernen.

„Ob er das merken wird?“

„Ich glaube nicht“.

Die Alten amüsieren sich und schmeißen einen übergroßen Ball zu einander.

 

 

EINE (GERICHTS) PROTOKOLAUFNAHME AUS JENEN TAGEN:

 

Der Richter: Und Sie geben zu, auf diesen Partys beteiligt gewesen zu sein?

Der Beschuldigte: Ja, Eurer Ehren.

Der Richter: Erzählen Sie uns, was Ihre Aufgabe dort war.

Der Beschuldigte: Nun, es waren eine Art geheime Partys für Prominente Leute, die nach einem außerordentlichen Kick suchten, verstehen Sie?

Der Richter: Nein. Erklären Sie es uns konkret, bitte.

Der Beschuldigte:  Na ja, das Leben kann manchmal ganz schon langweilig sein und… diese Leute hatten Geld und Möglichkeiten, alles Erdenkliche zu erschaffen und sich zu unterhalten. Sie beauftragten sogar die Wissenschaftler, ich bin auch einer davon, ein junger Wissenschaftler… Wir haben dort schon vieles ausprobiert, aber ein Experiment war sehr gelungen.

Der Richter: Welches Experiment?

Der Beschuldigte: Mit den Lachsen.

Der Richter: Was für Lachse?

Der Beschuldigte: Ich war dafür verantwortlich, dass all diese Promis das fühlten, was bei der Zeugung der Lachse passiert.

Der Richter: Eh…

Der Beschuldigte: Es war eine sexuelle Sache. Ein Lachsorgasmus muss etwas sehr bombastisches sein und wir beschlossen, genau das unseren Gästen fühlen zu lassen. Ich gebe ja zu, dass es zum Tod einigen prominenten Mitgliedern kam, aber sie haben es selbst gewollt und ich glaube sie bereuen es nicht mal…

Der Richter: Haben Sie es auch gefühlt? Diesen… eh… Orgasmus der…der Lachse?

Der Beschuldigte: Jaaaa, eurer Ehren… es war einfach überwältigend!!!

Der Richter: Beschreiben Sie es bitte.

Der Beschuldigte: Also…

 

Die Befragung wurde unterbrochen, da der ehrenwerte Richter einen Herzanfall erlitten hatte und unterwegs zum Krankenhaus verstarb.

„Ich hätte so gerne einen Lachsorgasmus erlebt!“ Sollen seine letzten Worte gewesen sein.

Die ganze Sache soll neu aufgerollt werden. Es wird nach dem neuen Richter gesucht. Kein leichtes Unterfangen, denn der Aberglaube macht sich breit im Königreich Napoleons. Es wird gemunkelt, dass jeder, der sich mit dieser Sache beschäftigt, sterben würde. Der Kommissar, der diese Sache untersuchte, segnete auch letzte Woche das Zeitliche. Sein Assistent, der eigentliche Forscher dieses Skandals ist spurlos verschwunden.

Wie lange sollen diese Ereignisse das Königreich belasten?

Wo ist der König?

Warum spricht er nicht zum Volk?

Hat man ihm auch schon geschmiert?

Wer ist der Herr der Lage?

Das sind Fragen, die die Menschen Tag und Nacht beschäftigen. Es muss doch endlich etwas passieren. Lebt Napoleon überhaupt noch?

„Meeeeeee….“

Stöhnt der kleine König nach dem Essen.

„Hat er alles gegessen?“

„Wie geleckt!“

Freuen sich die alten Herren und kichern.

„Will er vielleicht… Nachschub?“

„aber sicher will es das!“

Napoleon kriegt noch eine satte Portion vom Rehrücken.

„Meeeeeee…“

„Er freut sich!“

„Aber sicher freut er sich!“

Sie kichern wie nach einer satten Portion Grass.

Der König legt sich hin.

 

Götz Schimanovski ist inzwischen in der Stadt. Die Reise war beschwerlich und er hat viel dabei gelernt. Vor allem hat er sich selbst überwunden. Sich Ballett-tanzend und beinah nackt durch das Land zu bewegen, erfordert schon viel Mut. Diesen Mut hat er jetzt angesammelt, um auch zum Palast des Königs zu gehen…

Da sind schon die Bürger versammelt und warten auf das Wort Napoleons.

„Napoleon! Napoleon! Napoleon!“ Skandiert die aufgebrachte Menschenmenge.

Die alten Herren stehen am Fenster und fragen sich gegenseitig:

„Sollen wir ihn vielleicht holen?“

„Damit er sieht, wie sehr das Volk ihn lieb hat?“

„Genau das meinte ich.“

„Muss er denn das unbedingt wissen?“

Sie kichern und beobachten erst das Geschehen vor dem königlichen Palast.

Inzwischen tanzt Götz Schimanovski vor den Menschen. Es ist ein selbsterfundener Tanz aus dem Leben eines an nichts mehr glaubenden Polizisten. Er trägt es mit sehr viel Hingabe und Selbstaufopferung.

„Macht den Weg frei, macht den Weg frei!“ Hört man plötzlich.

Sanada wird zum Platz gebracht.

Ein Mädchen, das imstande ist ihre Vagina zum singen zu bringen. Sie entblößt sich und (eher ihre Vagina) beginnt wunderschön zu singen. Meist Pop aus den vergangenen Jahrzehnten. So eine Stimme haben die Menschen noch nie gehört. Sie sind verblüfft. Und dazu der Tanz des neuen Balletstars Götz Schimanovski.

Sanada wurde auch in diesen seltsamen Tagen entdeckt. Eine Sensation. Die Singende Vagina!!!

Daraufhin versuchten die Männer auch ihre Geschlechtsteile zum singen zu bringen, aber jeder Versuch scheiterte. Kein einziger Penis wollte trällern. Und das wiederum machte die ganze Sache noch komplizierter. Männerbewegungen formierten sich, die hinter Sanadas Benehmen Verschwörungstheorien sahen…

Vor dem Palast entsteht ein Tumult.

 

Wie soll man 1000 Leute, ertrunken in der fließenden Scheiße, beerdigen?

Die Gesellschaft diskutierte.

Der Bürgermeister hatte eine Idee:

Aus der riesigen Masse Scheiße schnitt man rund 1000 Teile und bestattete sie auf dem für Börsianer extra gemachten Friedhof. Es soll eine einzige Gestanksorgie gewesen sein, viele Anwesenden verloren das Bewusstsein und mussten gerettet werden. Und schweben immer noch in Lebensgefahr. Der Bürgermeister soll die Stadt in Eile verlassen haben.

Steckt er etwa dahinter?

Wollte er eine Finanzkrise auslösen?

Um eventuell später davon zu profitieren?

Ihm wurden ja so wie so Kontakte zu Kanalisationsmafia nachgesagt, die in Minuten Tonnenweise Scheiße beschaffen kann…

Seitdem herrscht Angst und Schrecken. Wo soll das nächste Mal die braune Masse fließen???

„Scheiße zu Scheiße!“ Soll ein elender und erfolgsloser Schriftsteller während der Bestattung der verunglückter Börsianer gesagt haben. Und kreuzigte dabei die bestialisch stinkenden 1000 namenlosen Gräber.

 

„Meeeeeee….“

Napoleon ist erwacht und ruft die Herren zu sich.

Sie gehen kichernd hin.

Was wünscht sich seine Majestät?

„EIS!“ Steht auf dem großen Handy.

„Sollen wir es ihm vielleicht sagen?“

„Ich glaube, ja!“

Überlegen sich die Herren und kichern wieder.

„Er soll es doch selbst sehen, was da draußen los ist“.

„Eine gute Idee!“

Napoleon will aber sein Zimmer nicht verlassen. Er weigert sich. Er bekommt Eis, so viel er will, aber erst muss er auf den Balkon und dem Volk einige Worte sagen.

„Das sind schließlich deine Untertanen“.

„Sie wollen nur dich sehen“.

Sagen die alten Herren und kichern, nachdem sie des Königs Zimmer verlassen haben.

Doch Napoleon weigert sich und will sein Zimmer nicht verlassen.

Inzwischen ruft die Menge wieder seinen Namen:

„N A P O L E O N ! ! ! „

Mehrmals hintereinander…

Die alten Herren werden langsam nervös. Nun scheinen sie auch nicht mehr die Herren der Lage zu sein. Was bleibt ihnen übrig außer zu kichern. Und das tun sie. Genüsslich und großzügig. 

 

Eine weitere Sensation:

Kalamanda, ein 36 jähriger Häftling, der seit seiner Geburt im Knast sitzt (warum – ungeklärt) und noch nie sich selbst im Spiegel gesehen haben soll, ist ausgebrochen und eilt auch zum Volk, also zum königlichen Palast.

„Warum haben wir ihm es nicht gewährt, sich selbst zu sehen? Warum durfte er das nicht? Wo war der König?“

Diesen Titel druckte eine wichtige Abendzeitung auf der ersten Seite. Das machte die Menschen wütender und auch diejenigen, die skeptisch gegenüber dieser Art der Versammlungen waren, kommen nun zum königlichen Platz.

Hinzu kam, dass ein Amokläufer 46 Menschen in der Bahn nieder geschossen hatte. Mit einem Maschinengewehr. Nur eins ist sicher: Es war nicht Kalamanda. Der Täter wurde gefasst. Aber tot. Er schoss sich direkt in den Arsch. Ein sehr unappetitlicher Anblick war das. Man weiß nur, dass der Mann als Koch im königlichen Palast Napoleons gearbeitet hat und ein großer Ästhet gewesen sein soll.

Auch im Fernsehen hatte er eine populäre Kochsendung.

Er hinterlässt nur einen schwulen Freund.

Was weiß der junge König?

 

„Meeeeeee…“

Am liebsten will Napoleon gar nichts wissen und nur Eis essen.

„Langsam werde ich unruhig!“ Sagt einer von den alten Herren grinsend.

„Weißt du was? Ich auch!“ Antwortet der andere ebenfalls grinsend.

„Meinst du, dass er es weiß?“

„Ich glaube nicht!“

Sie kichern bis zum geht nicht mehr.

„Aber er muss es so tun, als ob er es weiß!“

„Eine brillante Idee!“

Wieder kichern…

„Meeeeeee….“

Napoleon bekommt doch das Eis. Pistazieneis. Es ist sein Lieblingseis. Er leckt es bis zum letzten Tropfen ab und ist nun glücklich. Auch die alten Herren sind glücklich. Nur das Volk nicht. Der junge König will nun schlafen, aber die Herren erlauben ihm das nicht.

„Nicht doch, Napoleon!“

„Dein Volk will dich sehen!“

Er will es aber nicht sehen.

Nach einer Weile:

Napoleon beobachtet das Treiben des Volkes nun auf dem riesigen Handybildschirm. Die alten Herren sind baff: Die ganze Zeit dachten sie, der König würde nur spielen, aber er beobachtet das Fernsehen, das die Demonstration des Volkes live überträgt.

„Meinst du, er versteht was davon?“

„Ich glaube nicht!“

„Sollte er nicht auf den Balkon?“

„Ich denke schon!“

„Hat er dem Volk was zu sagen?“

„Ich glaube nicht!“

Und sie kichern wieder…

 

Inzwischen werden in der Menge vor dem Palast einige Vergewaltigungen gemeldet. Nicht nur an Frauen (Sanada hatte man gleich am Anfang schon aufgespießt). Auch ein alter Mann wird von drei Jugendlichen auf brutalste vergewaltigt. Der Mann wird im Krankenhaus sterben und verzeiht in der letzten Minute seines Lebens den Jungs die Tat. So werden sie frei gelassen.

Götz Schimanovski ist nicht weit von der Stadt, am Rande des königlichen Waldes  ebenso aufgespießt und halb gegrillt aufgefunden worden. Die Spur führte zu dem Tzitziki Fluss. Und nicht weiter… Niemand soll es gesehen haben, wie er vom Platz und vor den Augen der Menge weggezehrt wurde. Waren das etwa Napoleons Männer? Hatten sie Angst, Schimanovski würde die Wahrheit herausfinden? Was ist aber die Wahrheit und von wem wird sie gekannt?

Das Volk hat nur eine Antwort:

NAPOLEON!

Das sehen inzwischen auch die alten Herren ein und versuchen schon mit Gewalt Napoleon zu zwingen, auf den Balkon zu gehen und mit den Untertanen zu sprechen. Schließlich geht es auch um ihre Macht.

„Hat er überhaupt was zu sagen?“

„Ich glaube nicht!“

Und plötzlich (sie waren im Begriff, laut zu kichern) sehen sie den König selbst, mit sehr ernster Miene auf der Schwelle der Tür stehen:

Napoleon will es tun! Er will zum Volk. Er will mit ihnen reden. Er will es wissen!

Die alten Herren führen ihn feierlich zum königlichen Balkon.

Zeremonielle Musik ertönt. Konfettiregen überall. Die begeisterten Gesichter.

Nun ist er da. Der König. Unser König.

Und das Volk verstummt augenblicklich.

„Meeeeeee…..“ Stöhnt der kleine König.

Die Untertanen jubeln. Grenzenlose Freude und Ekstase überall. Napoleon wird wie ein Popstar gefeiert.

- Ja, er hat es getan!

Das Volk hat seine Botschaft, ohne Wimpern zu zucken, verstanden.

Der König geht zurück in sein Gemach und die alten Herren im Frack mit todernsten Gesichtern begleiten ihn sehr langsam.

Das Königreich Napoleons ist wieder beglückt. Die Ruhe kehrt wieder ein.

Napoleon geht schlafen und die alten Herren wünschen ihm schöne Träume.

Nachdem sie die Tür zugezogen haben:

„Das hat er aber sehr gut gemacht!“

„Vielleicht zu gut!“

„Meinst du, dass er es weiß?“

„Ich glaube nicht!“

Die alten Herren kichern wieder und machen das Licht aus.

 

 

 

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